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von Erik Kindermann » Mo 15.Jul, 2013 13:32
Und wieder konnte ein Fahrer aus der VLN mit uns einen Einblick in unsere Tätigkeit gewinnen, aber lest selbst von seinen Eindrücken.
Mit den Augen der Andern - Erlebnisbericht als Flaggenazubi bei der VLN
Fünf Uhr Samstag Morgen und der Wecker reist mich aus dem Schlaf. Puh ist das früh! Jetzt heißt es fertigmachen und ab zur VLN an die Nürburgring Nordschleife.
Noch etwas Müde mache ich mich auf zum Ring, denn ich habe eine Einladung von Marco Greifendorf und seinem Sohn Yannick, beide Sportwarte aus Leidenschaft, ausgesprochen bekommen. Ich darf an diesem Tag mal die andere Seite der Leitplanke erleben, denn Normalerweise fahre ich bei Roadrunner Racing einen Renault Clio Cup in der VLN / 24H Rennen.
Es ist 6:30 Uhr und ich treffe die beiden wie verabredet am Parkplatz der Sportwarte. Schnell lade ich meine persönlichen Sachen ins Auto der beiden - hatte ja einige Tipps bekommen, was ich so alles benötige um den Tag an der Strecke gut zu Überstehen. Vielen Dank Euch beiden für diese Tipps und auch ganz herzlichen Dank für das hervorragende "Catering" !
Kurze Zeit später stehen wir im Fahrerlager und bekommen unseren Flaggensatz von Erik, unserem „Chef“, sprich Abschnittsleiter, ausgehändigt. Ich lernen weitere Sportwarte aus unserem Abschnitt kennen, die anderen sind schon auf dem Weg in den Abschnitt und ich werde Sie später treffen. Von allen werde ich sehr herzlich aufgenommen und somit fühle mich schnell wohl. Unweigerlich schweift mein Blick immer wieder in Richtung der Boxen und ich bekommen etwas Heimweh zu meinem Rennauto und meinem Team. Schon etwas komisch so aus dem gewohnten Rhythmus raus zukommen, denn gleich würde ich zur Fahrerbesprechung gehen und dann endlich ab ins Auto… Marco drängt zum Aufbruch und somit ist Schluss mit Träumen!
Los geht's in eine mir noch unbekannte Welt, wenn auch wir alle Motorsport betreiben. Wir fahren über die Grand Prix Strecke und die Nordschleife zu unserem Arbeitsplatz. Es ist der Posten 202 die Hohenrain Schikane. Dort angekommen richten wir den Posten her. Feuerlöscher, Bindemittel, Besen, etc. müssen bereitgestellt werden und der Flaggensatz wird ausgepackt - so sieht also mein "Handwerkszeug" für den Tag aus schisst es mir durch den Kopf. Marco und Yannick erklären mir den Ablauf und wie ich mich zu verhalten habe und geben mir eine Einweisung in das Thema Sicherheit, denn das Thema Sicherheit steht an erster Stelle und ich bekomme ein erstes Gefühl wie gefährlich der Job sein kann.
Es ist 8:30 Uhr und wir hören die Motoren aufheulen, jetzt also geht's los! Knapp 10 Minuten Später fliegen die ersten Autos auf uns zu und bin total überrascht wie meine Fahrerkollegen es gleich brennen lassen. Nix mit mal eine Runde zügig fahren und sehen wie die Streckenbedingungen sind und wie sich das Auto anfühlt. Die haben doch alle einen Knall denke ich - aber ehrlich gesagt - ich bin ja nicht anders! Ich schauen den beiden erstmal zu und versuche so viel wie Möglich von Ihnen zu lernen. Mit Ende des Training steht für mich fest, das wird ein spannender und anstrengen der Tag.
Die Pause zwischen Training und Rennen nutzen wir um den Streckenrad abzugehen um nach allerlei Dingen Ausschau zuhalten die da nicht hingehören. Wirklich unglaublich was man da so findet. Taschenlampen, Zeltheringe, Flaschenböden, Schrauben, Bolzen usw. Alles Dinge die die Besucher von Rock am Ring "vergessen" haben. Wieder wird mir klar wie wichtig die Sportwarte für mich/uns als Fahrer sind. Einen 25 cm langen Zelthering zu überfahren kann mit absoluter Sicherheit ganz böse ins Auge gehen - sprichwörtlich! Nach der Rückkehr an unseren Posten erzählen mir die beiden wie Sie zu diesem Job, nein Leidenschaft gekommen sind. Leidenschaft ist wirklich der richtige Ausdruck, denn wir hatten einen schönen Tag erwischt mit gutem Wetter, aber wenn ich daran denke wie das Wetter in der Eifel sein kann und wie lang so ein Tag ist, dann kann ich nur ganz tief meinen Respekt zollen. Im nu verfliegt die Zeit und die Motoren heulen wieder auf, es geht für meine Kollegen nun ins Rennen und ich bin gespannt wie große die Augen sind kurz vor dem Start - was ich dann erlebt habe war der Hammer - die Augen wahren wirklich sehr sehr groß! Danke das ich das mal erleben durfte!
Die ersten Runden verlaufen ohne größere Zwischenfälle und ich kann noch mal genau zusehen wie Yannick und Marco das machen und ehe ich was sagen kann, stehe ich selber mit der blauen Flagge da. Puh ist das nahe dran! Schnell stelle ich fest, wie schwer es ist zu entscheiden, welchem Auto zeigt man die blaue Flagge und welchem nicht. Wie oft habe ich im Auto gedacht was zeigen mir die denn jetzt die blaue Flagge - der kann mich doch gar nicht überholen ich bin doch viel schneller. Jetzt weiß ich warum! Viele Situation sehe ich nun mit ganz anderen Augen. Überhaupt scheint es, das es immer noch sehr viel Unmut auf beiden Seiten der Blank gibt. Liebe Fahrerkollegen stellt Euch mal einen Tag an die Strecke mit den Sportwarten. Ich bin mir sicher, das viele Flüche die wir alle schon mal unter dem Helm in Richtung der Sportwarte geschickt haben nicht mehr nötig sein werden. Damit aber auch die Sportwarte auch weniger über uns Fluchen müssen, sollten wir die Möglichkeit schaffen das aus unseren Augen zusehen. Vielleicht könnt Ihr ein Sportwart Freitags eine Runde im Rennauto mitfahren lassen? In den viel Gesprächen über den Tag hinweg scheint mir ein Dialog in dieser Form das Beste zu sein. Das Unverständnis resultieren aus Unwissenheit! Ich für meinen Teil habe viel gelernt an diesem Tag und möchte es nicht versäumen an dieser Stelle allen Sportwarten von ganzem Herzen Danke zusagen für Euren unermüdlichen Einsatz! Ihr macht meinen Sport sicherer! Vielen Dank!
Die Zeit verfliegt nur so und ich finde mich mehr und mehr ein in meine "Arbeit" und es macht richtig Spaß. Plötzlich klingelt das Posten-Telefon und wir bekommen die Nachricht das das Rennen unterbrochen wird - Rote Flagge! Fragend schauen wir uns an was wohl passiert ist. Gerüchte machen die Runde. Es sollte ein ganz schwarze Tag für unseren Sport werden.
R.I.P. Wolf und Alain
Geschrieben von
Thomas D. Hetzer